Jan
Dokumentation

Jahreswechsel

Zeit in der Tasche – Eine filmische Begegnung mit Elke Steinhaus

Es gibt Dreharbeiten, bei denen man nicht nur hinter die Kulissen eines Themas blickt – sondern mitten ins Herz eines Menschen. So war es bei meinem Dokumentarfilm über Elke Steinhaus, eine Frau mit einer ganz besonderen Leidenschaft: Sie sammelt Taschenkalender. Und das nicht nur aus Neugier oder Nostalgie – sondern mit einer Konsequenz, einem Wissen und einer Hingabe, die ihresgleichen sucht.

Elke Steinhaus besitzt die größte private Sammlung von Jahreskalendern weltweit. Was zunächst kurios klingen mag, entpuppte sich während der Dreharbeiten als ein faszinierender Kosmos aus Zeitgeschichte, Gestaltung, Kultur und Alltag. Jeder Kalender ist ein Stück gelebtes Jahr, ein stummer Begleiter durch zwölf Monate – mit Eselsohren oder ganz unberührt. Sie erzählen Geschichten aus Jahrzehnten, aus Firmenarchiven, Verlagen, Werbewelten – und aus den Händen der Menschen, die sie einst genutzt haben. Doch die meisten Jahreskalender sind druckfrisch und ungenutzt.

Die Begegnung mit Elke war geprägt von Offenheit, Begeisterung und einem ansteckenden Blick fürs Detail. Mit strahlenden Augen führte sie mich durch ihr Archiv, sortierte, blätterte, erzählte. Ihr Ehemann steht ihr dabei zur Seite – nicht nur organisatorisch, sondern auch emotional. Man spürt, dass diese Sammlung ein gemeinsames Projekt ist, getragen von Respekt, Verständnis und einem stillen Stolz.

Für mich als Filmemacher war es eine ganz besondere Herausforderung – und ein Geschenk. Denn wie erzählt man von Zeit? Wie filmt man das Sammeln selbst, das stille Suchen, Bewahren, Ordnen? Ich habe versucht, nicht nur die Objekte in Szene zu setzen, sondern auch den Menschen dahinter. Elke Steinhaus ist mehr als eine Sammlerin. Sie ist eine Chronistin der kleinen Dinge, eine Hüterin von Alltagskultur.

Der Film ist mein Versuch, dieser Leidenschaft eine Bühne zu geben – ruhig, aufmerksam, mit dem nötigen Respekt. Und vielleicht bleibt am Ende nicht nur die Erinnerung an eine beeindruckende Sammlung, sondern auch ein Gedanke: Wie viele Geschichten passen eigentlich in einen Taschenkalender?

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