Filmnummer: 15
Laufzeit: 29:41 Minuten
Drehdatum: 2014 + 2015
Wettbewerb: 3. Preis beim BDFA Landesfilmfestival Düsseldorf 2015
Spuren der Vergangenheit – Mein erster Recherchefilm
Es begann mit einem Spaziergang über den Friedhof an der Schwanenstraße in Solingen – und entwickelte sich zu meinem ersten Recherchefilm. Damals hatte ich noch keine Vorstellung davon, wohin mich diese Entdeckung führen würde. Ich war mit meiner Kamera unterwegs, einer Canon 5D Mark II, und wollte einfach nur Bilder einfangen. Doch dann stieß ich auf den Bereich der Kriegsgräber – und plötzlich wurde mein Blick schärfer, meine Fragen zahlreicher.
Im Abschnitt des Ersten Weltkriegs fielen mir die Gedenksteine mit der Inschrift „Musketier“ auf. Ein Begriff, den ich mit französischen Soldaten aus dem 17. Jahrhundert verband – was machten „Musketiere“ auf einem deutschen Soldatenfriedhof des 20. Jahrhunderts? Und warum waren sie so zahlreich vertreten?
Noch bewegender war der Anblick der Reihe ziviler Gräber im Bereich des Zweiten Weltkriegs – alle mit dem gleichen Todesdatum versehen. Was war an diesem Tag in Solingen geschehen? Welche Geschichte verbarg sich hinter diesen Namen?
Diese Fragen ließen mich nicht mehr los. Und so führte mich mein Weg weiter in die Stadtarchive von Solingen und Wuppertal. Dort begann eine intensive Spurensuche, die mir nicht nur historische Fakten, sondern auch persönliche Schicksale offenbarte. Jeder Fund, jedes Dokument fügte ein weiteres Puzzlestück hinzu – und machte aus einer zufälligen Beobachtung ein filmisches Projekt voller Tiefe und Bedeutung.
Dieser Film war mein Einstieg in die dokumentarische Recherchearbeit, und er hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen und hinzusehen. Denn hinter jedem Stein auf einem Friedhof können ganze Lebensgeschichten liegen – und manchmal auch unbeantwortete Fragen, die nach Gehör suchen.
Während meiner Recherchen zu den Kriegsgräbern stieß ich auf viele Fragen – doch einige davon führten mich zu ganz besonderen Begegnungen.
Eine davon war die mit Peter Bruchhaus. In seinem Familienarchiv fand er noch die originale Militärkiste seines Großonkels Walter Bruchhaus, inklusive Pickelhaube, Feldpostbriefen und persönlichen Erinnerungen. Für meinen Film nahm sich Peter Zeit, mir von seinem Großonkel zu erzählen – einem jungen Mann, der im Ersten Weltkrieg diente und dessen Name heute auf einem der Gedenksteine steht.
Was zunächst wie eine einfache Inschrift wirkte, bekam plötzlich Gesicht und Stimme. Durch die Briefe erfuhren wir, wie Walter den Krieg erlebte, worüber er schrieb, wovon er träumte. Es wurde spürbar, wie individuell jedes dieser Schicksale war – hinter jedem Stein verbirgt sich ein Mensch, ein Leben, eine Familie, die ihn vermisst hat.
Peter Bruchhaus’ Offenheit und seine Bereitschaft, diese privaten Erinnerungen mit mir zu teilen, haben den Film um eine tief persönliche Dimension bereichert. Es war ein bewegender Moment, als Geschichte nicht nur in Archiven oder offiziellen Dokumenten, sondern direkt im privaten Erbe einer Familie lebendig wurde.
Dieser Abschnitt meines Films zeigt, wie wichtig es ist, Erinnerungen zu bewahren – nicht nur für die Geschichtsbücher, sondern für uns alle, die wir verstehen wollen, woher wir kommen.